Vitalparameter beim Tier

07. Juli 2025

Vitalparameter sind messbare Körperfunktionen, die grundlegende Hinweise auf den Gesundheitszustand eines Tieres geben. Sie zeigen, ob lebenswichtige (vital = lebensnotwendige) Körperfunktionen intakt sind, und ermöglichen eine erste Einschätzung der klinischen Situation.

Je nach Tierart können sowohl der Ort der Messung als auch die Normalwerte leicht variieren.

Typische Vitalparameter, die überprüft werden, sind:

  • Puls (Herzfrequenz)
  • Körpertemperatur
  • Atmung
  • Bewusstseinszustand
  • Kapilläre Rückfüllzeit (KFZ) / Durchblutung der Schleimhäute

Bei technischer Überwachung werden zusätzlich häufig folgende Werte erfasst:

  • Blutdruck
  • Sauerstoffsättigung

Die Erhebung der Vitalparameter ist essenziell für die Beurteilung eines (vermeintlich) erkrankten Tieres. Sie hilft einzuschätzen, ob eine Notfallsituation vorliegt oder ob das Tier kreislaufstabil ist. Auffällige Werte können auf Herzprobleme, Atemwegserkrankungen oder Durchblutungsstörungen hinweisen. Die Körpertemperatur gibt Aufschluss über Fieber oder Unterkühlung.

Vitalparameter bei Hund und Katze

Bei Hunden und Katzen erfolgt die Kontrolle der Vitalfunktionen in ähnlicher Weise:

  • Puls:
    Wird an der Oberschenkelarterie (Innenseite des Oberschenkels) gemessen. Wichtig: mit den Fingern tasten (nicht mit dem Daumen) und nur leichten Druck ausüben.
  • Herzfrequenz:
    Falls der Puls schwer tastbar ist, kann die Herzfrequenz durch Abhören mit einem Stethoskop ermittelt werden. Bei Katzen lässt sich der Herzschlag oft auch gut durch den Brustkorb ertasten.
  • Körpertemperatur:
    Am zuverlässigsten rektal mit einem digitalen Fieberthermometer messbar. Bei manchen Tieren kann alternativ der implantierte Mikrochip mithilfe eines Lesegeräts die Temperatur anzeigen.
  • Atmung:
    Beurteilt werden Atemfrequenz in Ruhe, Atemtyp (Brust-/Bauchatmung) und Geräusche. Auffälligkeiten wie angestrengte Atmung oder rasselnde Geräusche deuten auf eine mögliche Problematik hin.
  • Bewusstseinslage:
    Beobachtet wird, ob das Tier wach, ansprechbar, orientiert und koordiniert ist.
  • Kapilläre Rückfüllzeit (KFZ):
    Kontrolliert an der Schleimhaut der Lefzen oder des Zahnfleischs. Die Schleimhaut sollte rosafarben sein. Zur Überprüfung wird die Stelle kurz gedrückt (sie wird dabei weiß) und die Zeit gemessen, bis sie wieder rosa wird. Eine normale Rückfüllzeit beträgt ca. 1–2 Sekunden.

Besonderheiten bei Kleinsäugern (z. B. Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster)

Kleine Heimtiere weisen teils Besonderheiten bei der Messung der Vitalparameter auf:

  • Herzfrequenz:
    Häufig so hoch, dass der Puls kaum tastbar ist. Abhören mit einem Stethoskop ist hier meist zuverlässiger.
  • Schleimhautkontrolle:
    Bei sehr kleinen Tieren ist die Schleimhaut im Maul schwer einsehbar. Alternativ kann die Ohrmuschel zur Beurteilung der Durchblutung herangezogen werden.
  • Bewusstseinsprüfung:
    Da Kleinsäuger oft nicht auf Ansprache reagieren oder bei Stress in eine Starre verfallen, wird das Bewusstsein anhand der Reaktionsfähigkeit getestet – z. B. durch sanftes Berühren und Beobachten der Bewegungsreaktion.

Zum Abschluss noch eine Übersicht über die Normwerte:

Tierart Puls/Herzfrequenz Atemfrequenz Körpertemperatur
Hund 70-160x/Min

Kleine Rassen schneller)

10-30x/Min 37,5-39,0°C
Katze 140-220x/Min 20-40x/Min 38,0-39,3°C
Kaninchen 130-325x/Min 30-60x/Min 38,5-40,0°C
Meerschweinchen 230-380x/Min 40-100x/Min 37,2-39,5°C
Hamster Ca. 250-500x/Min 35-135x/Min 36,2-38,0°C (je nach Art)

 

Wichtige Hinweise zur Messung der Vitalparameter

  • Alle Werte gelten im Ruhezustand!
    Aufregung, Stress oder körperliche Aktivität können die Vitalparameter deutlich beeinflussen und verfälschen.
  • Achtung: Hecheln bei Katzen ist immer ein Notfall!
    Im Gegensatz zu Hunden ist Hecheln bei Katzen kein normales Verhalten und weist in der Regel auf eine akute gesundheitliche Bedrohung hin (z. B. Atemnot, Herzversagen, Hitzschlag).
  • Zählweise von Puls und Atmung:
    • Zählen über 10 Sekunden, anschließend den Wert mit 6 multiplizieren, oder
    • Zählen über 15 Sekunden, anschließend den Wert mit 4 multiplizieren
      → So wird die Frequenz pro Minute berechnet.