Der vierjährige Kangal-Mix-Rüde Sisa wurde aufgrund von ausbleibender Gewichtszunahme, Fellverlust und starkem Juckreiz bei uns vorgestellt. Bei der klinischen Untersuchung fielen zudem ein stumpfes, glanzloses Fell sowie vermehrte Hornhautbildung an Ellenbogen und Pfoten auf. Da der Hund ursprünglich aus der Türkei stammt, lag der Verdacht auf einer sogenannten Mittelmeererkrankung nahe.
Unter dem Begriff „Mittelmeererkrankungen“ werden verschiedene Infektionskrankheiten zusammengefasst, die vor allem im Mittelmeerraum verbreitet sind. Zur Abklärung wurden daher gezielte Blutuntersuchungen veranlasst.
Die Testergebnisse zeigten, dass Sisa an mehreren dieser Erkrankungen gleichzeitig litt: Leishmaniose und Babesiose, beide verursacht durch intrazelluläre Parasiten (sie befallen Blutzellen), sowie Ehrlichiose, eine bakterielle Infektionskrankheit. Leishmaniose wird durch Sandmücken, Babesien und Ehrlichien hingegen hauptsächlich durch Zecken übertragen.
Zur Behandlung erhielt Sisa eine Kombination aus antiparasitären und antibiotischen Medikamenten sowie eine angepasste Futterration. Unter der Therapie besserten sich seine Symptome deutlich, und bereits nach wenigen Monaten zeigte er keine klinischen Auffälligkeiten mehr. Die Medikamente wurden schrittweise reduziert, und etwa ein Jahr nach Therapiebeginn konnte auch das letzte Präparat zur Behandlung der Leishmaniose abgesetzt werden.
Eine vollständige Heilung war jedoch nicht möglich, da die Erreger lebenslang im Körper verbleiben können. Bei einem geschwächten Immunsystem – etwa durch Stress oder andere Erkrankungen – besteht die Gefahr eines Rückfalls mit akuten Krankheitsschüben. Aus diesem Grund sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen, insbesondere Blutuntersuchungen, unerlässlich.
Zur Vorbeugung von Mittelmeererkrankungen sollte vor allem bei Reisen in betroffene Regionen konsequent auf Zecken- und Mückenprophylaxe geachtet werden. Da sich die übertragenden Mücken- und Zeckenarten aber auch vermehrt in unseren Klimazonen ausbreiten, ist eine ganzjährige Prophylaxe mittlerweile tiermedizinisch empfohlen.